06.10 - 03.12.2017
Ernst Barlach - Käthe Kollwitz: Über die Grenzen der Existenz, Minsk
Mit über 200 Werken gibt die Ausstellung einen beeindruckenden Überblick über 50 Jahre ihrer künstlerischen Arbeit.
Nationales Kunstmuseum Belarus, Minsk
Unter der Schirmherrschaft des deutschen Botschafters in Minsk, Peter Dettmar.
Mit Ernst Barlach (1870–1938) und Käthe Kollwitz (1867-1945) werden zwei bedeutende Künstler des deutschen Expressionismus zum ersten Mal in Belarus präsentiert. Mit über 200 Werken gibt die Ausstellung einen beeindruckenden Überblick über 50 Jahre ihrer künstlerischen Arbeit.
Was Käthe Kollwitz ebenso wie Ernst Barlach zu weltberühmten Einzelpositionen der Moderne macht, ist ihr ungebrochenes Plädoyer für den Menschen in seiner existenziellen Lebenssituation. Weder Barlach noch Kollwitz haben jemals versucht, von dem Zustand der menschlichen Existenz zu abstrahieren, sondern sie haben den Menschen mit seinen Sorgen und Nöten und ebenso mit seinen Hoffnungen und Träumen in das Zentrum ihrer Kunst gestellt und in eindringlichen Bildern festgehalten. Eindringlich sind diese Bilder bis heute. Ihre größte Leistung jedoch war sicherlich ihr leidenschaftliches Plädoyer für den Frieden und gegen jeden Krieg.Ernst Barlach fand 1906 durch seine Reise in das damalige südwestliche Russland (heute Ukraine) zu den künstlerischen und ästhetischen Leitmotiven, die sein gesamtes Werk bestimmen sollten. Käthe Kollwitz wuchs in Königsberg (heute Kaliningrad) auf. Ihre frühen Zeichnungen galten der Armut der Hafenarbeiter ihrer Heimat. Auch später, als sie nach Berlin umgezogen war, konzentrierte sich ihre künstlerische Arbeit vorwiegend auf die Not der Menschen im Umbruch zur modernen Industriegesellschaft. Wie viele europäische Künstler verband auch sie mit den revolutionären Ereignissen in Russland die Hoffnung auf eine grundlegende Veränderung der Welt und eine sozial gerechte Gesellschaft. Für Ernst Barlach ebenso wie für Käthe Kollwitz hatte die russische Kultur einen prägenden Einfluss.
2018 wurde die Ausstellung im Russischen Staatsmuseum in Sankt Petersburg und im Nationalen Kunstmuseum der Ukraine in Kiew präsentiert. Sie versteht sich als Plattform für den aktuellen Dialog über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Neben den historischen Ereignissen, die sie berührt, sind es vor allem aber die Fragen der Künstler nach einem menschen- und naturverträglichen Fortschritt in eine friedliche Zukunft, die ihre Dringlichkeit bis heute behalten haben. Deshalb wird die Ausstellung von dem länderübergreifenden Dialogprojekt face art - face future begleitet. Um die Inhalte für dieses Begleitprogramm festzulegen, fand in Minsk vom 2. bis 5. Oktober 2017 ein gemeinsamer Workshop statt, an dem 20 Künstler, Kunstvermittler, Kunsthistoriker und Kuratoren aus Minsk, St. Petersburg, Kiew und Hamburg teilgenommen haben.