Gemälde einer Wolke am Berghang
Christian-Rohlfs-Weiße-Wolke-am-Berg-Wassertempera auf Papier-1930 © Osthaus Museum Hagen

14.04 - 14.07.2013

Christian Rohlfs Magie der Farben

Der Mensch hat eine tiefe Sehnsucht nach Farben. Christian Rohlfs erkannte dies wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit.

Barlach Kunstmuseum Wedel

Farben sind Zeichen, die Gefühle und Assoziationen beim Betrachter auslösen. Sie ziehen seine Aufmerksamkeit auf sich, verursachen unbewusste Reaktionen, beeinflussen Stimmungen und transportieren Bedeutung. Der Mensch hat eine tiefe Sehnsucht nach Farben; sie sind gleichbedeutend mit Leben, Emotion und Magie.

Christian Rohlfs erkannte dies wie kaum ein anderer Künstler der Zeit. Die raumgreifende Materialität der Farbe, ihr formgebendes Potential und nicht zuletzt ihre psychische Wirkung wurde immer mehr zu seinem künstlerischen Arbeitsschwerpunkt.

Nach Beendigung seiner Studien an der Weimarer Akademie orientiert sich
Rohlfs in Farb- und Motivwahl zunächst an der französischen Freilichtmalerei der Schule von Barbizon. Schon sehr bald überwindet er jedoch die Genremalerei des Naturalismus und es sind die französischen Impressionisten, die Rohlfs darin bestärken, die lichte und transparente Wirkung der Farben zu erforschen. Immer überzeugender gelingt es ihm jetzt in locker gesetzten Pinselstrichen das luftige und farbintensive Flirren der von der Sonne beschienenen Umgebung ins Bild zu setzen.

Inspiriert durch die Karl Ernst Osthaus Sammlung moderner europäischer Kunst im Hagener Folkwang-Museum beginnt sich Rohlfs intensiv mit Cézanne, van Gogh und Munch auseinanderzusetzen. Seiner Neigung zur Stilisierung und Reduktion kommt jetzt besonders der Farbfluss des Aquarells entgegen. Immer freier experimentiert Rohlfs fortan mit den Farben. Die Ölmalerei gibt er in den 1920er Jahren immer mehr auf zugunsten frei gestalteter Aquarell- und Temperaarbeiten, in denen er Farb- und Lichtkompositionen von unvergleichlich schwebender Transparenz schafft.
Großformatig malt Rohlfs jetzt farbig leuchtende Blüten und Landschaften, die er häufig in völlig neuer Weise technisch verfremdet. Dazu wischt er sie partiell oder ganzflächig ab, später bearbeitet er sie vielfach sogar im Wasserbad und kratzt mithilfe einer Drahtbürste die obere Farbschicht ab, um die darunter liegenden helleren Farbtöne durchscheinen zu lassen. So wird dem Motiv seine Gegenständlichkeit genommen und die Farbe entfaltet ihre zentrale Bedeutung und Aussagekraft.

Ende der 1920er Jahren begibt sich der Künstler in das schweizerische Ascona am Lago Maggiore. Die spezifische Helligkeit des Südens verlockt den fast achtzigjährigen Künstler noch einmal zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der bildnerischen Darstellung von Licht und Farbe. Das Inhaltliche tritt zugunsten einer flammenden Kolorierung fast völlig zurück. Licht dringt in die Farben ein, bringt sie zum Leuchten und erzeugt ein transparentes Erscheinungsbild. Die dargestellten Motive wirken schwebend und losgelöst von aller materiellen Schwere.

Die Ausstellung „Christian Rohlfs – Magie der Farben“ zeigt über 80 Bildwerke aus allen Schaffensphasen, legt aber ihren Schwerpunkt auf die
farbenprächtigen Arbeiten der 1920er und 1930er Jahre.